Gedenken an Heinrich Fries #3

Drei Jahre vor seinem Tod widmete sich Heinrich Fries in einem Buch der Frage, die heute aktueller denn je ist: Wie muss Kirche sein, damit man sie nicht für überflüssig hält. Er schreibt dazu unter anderem:

„Sie muss besonders in ihrem Tun und Verhalten glaubwürdig und menschenfreundlich sein. Ihr Dasein soll Dasein für andere sein. Sie muss verdeutlichen, dass sie eine Botschaft, eine Orientierung und eine Sinngebung für die Menschen hat, die vielleicht in diesen erst zu erwecken ist, aber durchaus auch erweckt werden kann…

Die Kirche, die nicht als überflüssig erscheinen soll, muss sich insgesamt als Volk Gottes, als Einheit in Vielfalt verstehen; wobei Vielfalt nicht der Gegensatz, sondern die Gestalt lebendiger Einheit ist. Um dies zu realisieren, bedarf es des ständigen Mutes zur Freiheit, zum Verstehenwollen, zum Hören, zum Gespräch, das Offenheit einschließt und sich auf eine gemeinsame Suche auf den Weg macht…

Die Kirche wird dann nicht überflüssig erscheinen, wenn sie nicht eine Instanz selbstsicherer und als absolut erscheinender Behauptungen ist, in der einseitigen Richtung von oben nach unten, ohne genügende und einsehbare Begründung, sondern ein Ort des Dialogs, der kein Frageverbot kennt, eine Instanz; in der Glauben und Verstehen, Suchen und Finden als Verpflichtung und als Verheißung gegeben sind.“

(Heinrich Fries, Vor der Entscheidung. Werden die Kirchen überflüssig?)

Fortsetzung im nächsten Mitteilungsblatt!

Reinhold Jochim