300 Jahre Weihe St. Mauritius

Der Würzburger Weihbischof Johann Bernhard Mayer weihte am 7. Oktober 1725, am Fest des Heiligen Rosenkranzes, die neu erbaute Oedheimer Kirche auf den Kirchenpatron des Heiligen Mauritius und dessen Gefährten.

Einen Tag später weihte der Bischof die ebenfalls in Degmarn neu erbaute Kirche. Die Vorgängerkirche in Oedheim war Ende des 17. Jahrhunderts in einem so desolaten Bauzustand gewesen, dass einmal die beiden Priester und die Besucher bei einem Steinschlag innerhalb der Kirche zur Kirchentür sprangen, um sich in Sicherheit zu bringen.

Nachdem sich die Kirchengemeinde Oedheim (der sogenannte Heilige) und der Deutschen Orden auf eine Finanzierung geeinigt hatten (eine kleine Beisteuer kam vom Kloster Schöntal), erhielt  er aus dem damals Tiroler Ort Schröcken stammende Ignatius Jochum den Auftrag, die alte Kirche – bis auf den unteren Teil des Kirchenturmes mit den schönen Fresken aus dem 14.  Jahrhundert – abzubrechen und eine neue Kirche zu errichten.

Der Abriss begann im April 1720 und der Neubau war bis zum Sommer 1722 errichtet. Die Abmessungen der neuen Kirche waren bedeutend kleiner als sie heute sind. Das Seitenschiff und die Verlängerung ab der heutigen Empore bis zum Portal kamen erst rund 150 Jahre später hinzu.

Aus Sparsamkeitsgründen wurden die Altäre, die Orgel und andere Einrichtungen von der abgerissenen Vorgängerkirche in die neue Kirche übernommen. Erst 1775 gönnte sich die Kirchengemeinde einen neuen Hochaltar. Bei dessen Weihe durch Weihbischof Daniel Anton Gebsattel hatte der Weihbischof an den schlecht ausgeführten Figuren des Mauritius, des Johannes der Täufer und des Josefs keinen Gefallen und übte Kritik. Und so kam Oedheim in den Genuß, von dem bekannten Würzburger Hofbildhauer Johann Peter Alexander Wagner die Figuren neu zu erhalten. Heute stehen die wunderbar ausgeführten Heiligen immer noch am Altar; nun mit der Farbgebung aus der Renovierung von 1976.

Unter dem Pfarrer Friedrich Laib wurde 1874 bis 1875 das Langhaus der Kirche verlängert und zugleich ein Seitenschiff angebaut. Grund war, das die bisherige Kirche für die Bevölkerung zu
klein geworden sei. Zum Zeitpunkt der Erweiterung zählte die Gemeinde Oedheim 1.647 Katholiken, 104 Protestanten, 29 Menonniten und 72 Juden. Die Vergrößerung der Kirche plante der in Heilbronn ansässige Architekt Wilhelm Hammann, der den heimischen Sandstein als Baumaterial bevorzugte.

Nach der bedeutenden Vergrößerung hat der Bischof der Diözese Rottenburg, Carl Joseph von Hefele, die Kirche am 10. Juli 1876 erneut geweiht. In den 1930iger Jahren plante der  Kirchenstiftungsrat unter Pfarrer Josef Gentner eine umfassende Renovation mit Erneuerung der Hochaltars. Die Planungen und Abstimmungen waren schon weit gediehen, als der Kriegsbeginn im September 1939 weitere Arbeiten nicht mehr zuließen. Der schwerste Tag für unsere Kirche war der 7. April 1945, als sieben Jagdbomber der amerikanischen Luftwaffe einen Angriff mit Splitter-, Brand- und Sprengbomben flogen. Pfarrer Paul Hartmann schrieb später: „Völlig zerstört wurden die Fenster und zwar alle Fenster, die einen an der Hauptstraße durch den gewaltigen Druck und die an der Rückseite gegenüber vom „Adler” durch den Sog. Sodann warf die Erschütterung fast sämtliche Ziegel vom Dach. Auf dem Kirchendach hängen etwa 42.000 Ziegel […] Und der Hochaltar? Die Rückwand hatte zum Teil den Verputz verloren. Der hl. Mauritius war heruntergefallen, aber wir durch ein Wunder war er nicht beschädigt, außer dass seine große Zehe weggebrochen war. St. Josef und St. Johannes der Täufer haben sich tapfer gehalten.”

Pfarrer Paul Hartmann, seit 19. Januar 1947 Pfarrer in Oedheim, setzte sich sehr für die Reparatur und die Renovation der Kirche ein. Der bereits während des Krieges mit Diözese und  Denkmalamt abgestimmte neue Hochalter lieferte die Altarschreinerei Geiselhart aus Ellwangen noch vor den Firmfeierlichkeiten im Jahr 1949.

Unter Pfarrer Georg Remmlinger ist die Kirche 1975 bis 1978 und 1998 im Inneren sowie 1979 bis 1982 und im Jahr 2005 Außen grundlegend renoviert worden. Bischof Dr. Georg Moser weihte am 12. März 1978 den nach einem Entwurf von Sieger Köder von dem Gundelsheimer Bildhauer Ludwig Herold gefertigten Zelebrationsaltar.

Im Laufe der 300 Jahre war die Kirche zwei mal verschlossen: Vom Januar bis April 1938 wurde St. Mauritius nach einem Maul- und Klauenseuche Ausbruch vollkommen gesperrt. Und mit der Verbreitung des Corona-Virus ab Anfang Januar 2020 gab es zeitweise keinen Gottesdienst oder wenn, dann nur mit Einschränkungen. Ab Frühjahr 2022 konnten die Gottesdienste wieder in der gewohnten Form stattfinden.

Möge unser Gotteshauses, das zusammen mit dem Rathaus den Mittelpunkt des Ortes Oedheim ausmacht, weiterhin ein wichtiger Bestandteil für unsere Gemeinschaft und für den Glauben sein.
Tragen wir gemeinsam mit allen Oedheimern die anstehende Renovation.

(Kurzfassung der am 19.10.2025 im Gottesdienst gehaltenen Vorlesung.)

Grußwort Bischof Krämer

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