Kirche St. Pankratius
Degmarn war schon immer ein christlich geprägtes Dorf. Bereits aus der Ferne erkennt man die hoch über dem Kochertal stehende majestätische Barockkirche aus dem Jahr 1725, die dem heiligen Pankratius geweiht wurde. Aber auch andere christliche Symbole, wie verschiedene Bildstöcke auf der Gemarkung, sowie der vom ehemaligen Dorfpfarrer und Ehrenbürger Adolf Mantz (1839-1922) mit Unterstützung Degmarner Familien und vielen Spenden in den Jahren 1874 – 1890 errichtete Kreuzweg mit Ölberg, die Kapellen mit Darstellungen der Krippe und der Auferstehung Christi, sowie auch der Lourdes Grotte, die eine besondere Atmosphäre in der Waldidylle vermittelt und die natürlich gleichzeitig den besonderen Stellenwert der Marienverehrung im Ort hervorhebt.
Ave Glöcklein zu Degmarn
Marienverehrung im Mittelpunkt
Mit dem „Ave Glöcklein” wollte man die besondere Marienverehrung
hervorheben, so dass bereits schon in der ersten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts dieses schöne Marienlied in Degmarn von Ministranten am Karfreitag vorgetragen wurde, um die Mutter Gottes zu grüßen und die Bewohner auf die Karfreitagsliturgie „wachet und betet“ mit dem Lied einzustimmen.
Das „Aveglöckleinsingen“ ist auch auf das Angelusläuten, auch Aveläuten (Angelus = Engel) zurückzuführen, das ein Gebetsläuten der katholischen Kirche ist. Das Lied symbolisiert dabei den Gruß (Ave) des Engels an Maria. Da aus Trauer die Glocken zwischen dem Gloria am Gründonnerstag und der Osternacht schweigen, wurden früher “Rätschen” benutzt, um die Gläubigen an die Zeiten für Gebet und Liturgie zu erinnern.
Ursprünglich wurde das Lied am Karfreitag von den Ministranten bis etwa zum Jahr 1960 an verschiedenen Plätzen in Degmarn (nach vorherigem Rätschen) gesungen. Als Belohnung erhielten die Jungen damals von den Anwohnern Ostereier, Süßigkeiten, Gebäck oder ein paar Mark usw. Am Karsamstag beim „Judasfeuer“, das mit Holz und alten Kränzen aus dem Friedhof bestückt wurde, durften dann die „Spenden“ verzehrt werden.
Nach den Ministranten hat unser damaliger Lehrer Ernst Bauer das “Ave Glöcklein” noch einige Jahre mit seiner Frau und seinen Töchtern instrumental, das heißt mit Flöten gespielt.
Im Jahre 1993 haben dann die nachstehend aufgeführten Frauen und Männer diese alte Tradition wieder aufgenommen: Albert Bertsch, Bruno Bertsch, Doris Kühner, Hanni und Theo Schirmer, Markus, Rudolf und Gisela Vogt, sowie Hans-Albert Weil.
Dabei waren folgende Aspekte wichtig:
- die alte kirchliche Tradition der Marienverehrung auch auf diese Weise in unserer Gemeinde wieder aufzunehmen und die Bewohner durch unseren Gesang mit dem schönen Marienlied zu erfreuen und gleichzeitig auf die Karfreitagsliturgie „wachet und betet“ einzustimmen.
- Spenden zu generieren, um mit diesen unsere verschiedenen, historischen sakralen Weg- bzw. Glaubenszeichen soweit notwendig zu restaurieren und so in ihrer Würde für Besucher und auch der nachfolgenden Generation als äußeres Zeichen der Verbundenheit mit dem Glauben zu erhalten. Seither wird das Lied jährlich von 10 – 12 Personen an etwa 25 Plätzen in Degmarn und an 4 bis 5 Stellen in Oedheim in der Nacht zum Karfreitag (von 2.30 Uhr bis etwa um 6.00 Uhr) vorgetragen. Viele Bewohner hören den Gesang schon aus der Ferne und warten bereits an Fenstern oder Haustüren, um nach dem Lied ihre Spenden zu übergeben. Die bisher dabei eingenommenen Beträge kamen ausschließlich kirchlichen bzw. sakralen Zwecke zugute. So wurde die Josefsstatue, die von Vandalen am 01.05.1998 mutwillig zerstört wurde, im Marienmonat Mai 2002 durch eine neue Statue in „Holzart“ ersetzt und wieder in das restaurierte ursprüngliche Gehäuse eingebaut. Weiterhin konnten früher bereits die Renovierung des Kreuzweges, die Reparatur der Orgel, sowie der Erwerb eines Monstranz-Kästchens und andere sakrale Objekte finanziell unterstützt werden.
Restaurierung zur 700-Jahrfeier
Rechtzeitig zur 700-Jahrfeier von Degmarn 2019 konnte Dank der finanziellen Unterstützung der Gemeinde und einem größeren Spendenbeitrag durch die „Ave Glöcklein Gruppe“ die Restaurierung der 14 Kreuzwegstationen – und hier insbesondere die professionelle Neubemalung der Bildtafeln realisiert werden. Für dieses Vorhaben wurden die Bildtafeln von uns zur Kunstwerkstatt nach Bad Mergentheim verbracht und danach wieder an den Stationen angebracht.
So konnten bei den Gemeindefeierlichkeiten viele Mitbürger und Besucher durch Führungen und Erläuterungen zur Historie und sakralen Bedeutung unserer Gedenkstätten, beginnend mit dem
„Ölberg“, den „14 Kreuzwegstationen“, der „Geburts- und Auferstehungskapelle“ sowie der „Lourdes Grotte“ erfreuen und so einen wichtigen Beitrag zu den Gemeindefeiern leisten.
Für zukünftige Renovierungsaufwendungen der unter Denkmalschutz stehenden „Kapellen und der Lourdes-Grotte”, sowie dem „Kreuzweg mit Ölberg“ im Degmarner Wald, und den weiteren christlichen Symbolen in unserer Gemeinde wurden und werden mit den eingenommenen Spenden der Bevölkerung auch weiterhin entsprechende Rücklagen gebildet.
Von der Stiftung „Wegzeichen“ der Diözese Rottenburg-Stuttgart erhielt die „Ave Glöcklein Gruppe“ Degmarn einen Stiftungspreis für das Jahr 2021.